Author: Claudia M. Elsig, MD
Sucht ist eine chronische psychiatrische Störung mit vielen möglichen Ursachen. Sie zu bekämpfen ist komplex. Der Weg der Genesung kann lang, schmerzhaft und voller Rückschläge sein, besonders dann, wenn die richtige Unterstützung fehlt.
Ohne frühes Einschreiten kann die Sucht schwer zu durchbrechen sein. Selbst wenn sich eine Person einer Suchtbehandlung unterzieht, gibt es im Laufe des Genesungsprozesses viele potentielle Auslöser, die zu einer Retraumatisierung und einem Rückfall führen können. Darum ist die Wahl des richtigen Suchtbehandlungsprogramms so wichtig.
Dieser Blogeintrag erläutert einige der häufigen Blockaden bei der Genesung von einer Suchterkrankung und spricht über wichtige Selbsthilfestrategien auf dem Weg zurück in die Gesundheit.
Wie Sucht funktioniert – der Dopaminpfad
Bevor wir einen Blick auf die Blockaden für eine Genesung werfen, ist es wichtig zu verstehen, wie Sucht funktioniert und wie sie sich auf die Gehirnfunktion auswirkt. Sucht konzentriert sich auf Veränderungen in einem einzigen Pfad des Gehirns, geheimhin bekannt als “Belohnungskreis”.1 Dies geschieht im limbischen Gehirnsystem – dem Teil unseres Gehirns, der an unserem Verhalten und unseren emotionalen Reaktionen beteiligt ist.
Dieses Belohnungssystem setzt den Neurotransmitter Dopamin zusammen mit anderen Chemikalien frei. Dopamin verstärkt die Verbindung des Gehirns von bestimmten Dingen mit Glücksgefühlen und verleitet die Person dazu, solche Dinge in Zukunft erneut zu suchen. Der Wunsch, Euphorie zu empfinden, löst ein starkes Verlangen aus, besonders wenn es spezielle Signale gibt wie beispielsweise auf einer Party zu sein oder mit einer bestimmten Gruppe von Menschen abzuhängen.
Es folgt eine Dopamin-“Toleranz”, was bedeutet, dass der Körper mehr davon braucht, um normal zu funktionieren. In diesem Stadium kann eine Person Desinteresse an anderen Zeitvertreiben entwickeln, die normalerweise eine Dopaminreaktion auslösen würden. Dazu gehören etwa Hobbies oder andere tägliche Aktivitäten, die ein Mensch normalerweise genießt.
Und so gerät die Sucht in einen Kreislauf – um etwas zu genießen, um einen Dopamin-“Schub” zu bekommen, muss der Süchtige sein Verlangen gestillt sehen.
Der “Belohnungsweg” ist an allen Drogenabhängigkeiten beteiligt – nicht nur bei Alkoholabhängigkeit oder illegalen Drogen wie Heroin und Kokain, sondern auch bei Abhängigkeit von Tabak oder sogar Koffein. Derselbe Pfad ist auch an nicht-substanzgebundenen Süchten wie Glücksspiel, zwanghaftes Einkaufen, Internetspiele, Sex, Sport, Essen etc. beteiligt.
Die Blockaden der Suchtheilung
Die Heilung von einer Sucht ist ein Prozess, bei dem die Dinge, die eine Person daran hindern, ihr volles Potenzial auszuschöpfen, angegangen und wieder in Balance gebracht werden. Der Weg zur Genesung ist jedoch alles andere als gradlinig. Es gilt viele Hindernisse zu überwinden. Bei Substanz- und Alkoholabhängigkeit kann sich der physische Körper mit der richtigen Unterstützung normalerweise recht gut erholen.
Innerhalb von drei Monaten eines Heilungsprogramms beginnt eine Person, wieder sehr gut auszusehen. Die 3-Monats-Hürde ist eine Herausforderung – sobald eine Person besser aussieht und sich körperlich besser fühlt, ist es ein Leichtes zu glauben, sie sei geheilt. Doch in diesem Stadium beginnt die eigentliche Arbeit erst. Es ist die mentale/emotionale Seite der Sucht, die die meiste Arbeit erfordert. Darum muss eine Suchtbehandlung immer auch eine psychiatrische Unterstützung beinhalten.
Zu den häufigsten Blockaden für die Genesung von Sucht zählen:
Ungelöste Kindheitstraumata
Abhängigkeit ist nur die Spitze des Eisbergs. Die meisten Menschen, die einen exzessiven und/oder anhaltenden Alkohol- oder Drogenkonsum haben, tun dies um schmerzhafte Emotionen zu unterdrücken – um zu entkommen.
Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass körperlicher, sexueller und emotionaler Missbrauch in der Kindheit (Kindheitstrauma) eng mit Substanzmissbrauch und frühem Alkoholismus verknüpft sind. Zum Beispiel ergab eine nationale Umfrage in den USA, dass die Erfahrung von Frauen mit sexuellem Missbrauch in der Kindheit ein bedeutender Risikofaktor für späteren Substanzmissbrauch sowie Psychopathologie und sexueller Dysfunktion ist.2
Eine andere Studie zeigte, dass die Schwere von Kindheitstraumata, das Auftreten von lebenslangen Traumata und aktuelle Stresserfahrungen bei opiatabhängigen Patienten größer sind als bei gesunden Kontrollpersonen.3 Die Ergebnisse legen nahe, dass lebenslange Traumata und Kindheitstraumata eine bedeutende Rolle bei Sucht spielen verglichen mit dem, was durch Stress hervorgerufen werden kann.
Warum aber geschieht das? Was ist die Verbindung zwischen Kindheitstrauma und Abhängigkeit? Zunächst einmal: Traumatische Ereignisse prägen den Menschen. Ein Trauma kann eine Reihe von langanhaltenden psychischen Gesundheitsproblemen verursachen, darunter auch PTBS (posttraumatische Belastungsstörung). Zu den Symptomen von PTBS zählen Flashbacks, Albträume, starke Angstgefühle und Schlafstörungen. Diese Probleme verleiten viele zur Selbstmedikation mit Drogen und Alkohol.
Hier erfahren Sie mehr über die Verbindung zwischen Kindheitstrauma und Sucht.
Denkmuster
Bestimmte Persönlichkeitsaspekte und spezifische Verhaltensformen können ebenfalls eine Blockade für die Genesung darstellen. Dazu gehören:
- Die Schuld bei anderen suchen
- Selbstmitleid
- Negativität
- Starre Denkweise
- Zurückweisung von Hilfe oder Unfähigkeit, Hilfe zu suchen
- Hohe Ansprüche an sich selbst und andere
- Unfähigkeit, anderen zuzuhören
- Ausschalten von Gefühlen
- Impulsivität
Oftmals stehen Depression und Angstzustände einer Genesung im Wege. Die Veränderung von Denkmustern, die der Sucht zugrunde liegen, ist ein grundlegender Bestandteil des Wegs weg von der Abhängigkeit.
Ein geeignetes Progamm zur Genesung von Abhängigkeiten geht diese Denkmuster an. Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) wird oft bei der Behandlung eingesetzt, da sie hilft, die negativen Denkmuster und Überzeugungen zu benennen, die zur Sucht beitragen. Ein KVT-Therapeut hilft dabei, diese negativen Muster zu identifizieren und zeigt, wie sie durch positivere ersetzt werden können.
Begierden und Auslöser
Beinahe alle genesenen Süchtigen verspüren Begierden und Auslöser, die sie verleiten, auf die alten Pfade zurückzukehren. Der weiter oben beschriebene Dopaminpfad erklärt auf physiologischem Niveau, warum dies geschieht. Es gibt eine Vielzahl von Bewältigungsstrategien, die helfen, Trigger zu überwinden. Einige von ihnen werden im Folgenden erläutert.
Praktische Selbsthilfe-Tipps für die Genesung von einer Sucht
Von einer Sucht zu genesen ist nicht allein eine Frage von Willenskraft und Abstinenz. Eine erfolgreiche Genesung von der Sucht verlangt viel Unterstützung und Selbstfürsorge. Es ist notwendig, psychische und körperliche Gesundheitsprobleme zu behandeln und Änderungen im Lebensstil vorzunehmen, um Energie und Resilienz aufzubauen. Enorm wichtig ist es, den täglichen Fokus auf die Erfüllung psychischer und körperlicher Bedürfnisse unter einem neuen Paradigma des Wohlbefindens zu lenken. Wenn diese lebenswichtige Arbeit nicht geleistet wird, kann das schnell zu einem Rückfall führen.
Es folgen ein paar Selbsthilfe-Tipps und Bewältigungsstrategien, um Triggern standhalten und Wohlbefinden und Resilienz aufbauen zu können:
- Stress erkennen und damit umgehen – Zu viel Stress hat negative Folgen für den Körper und kann sowohl körperliche als auch psychische Gesundheitsprobleme verschärfen. Nehmen Sie sich Zeit zum Entspannen. Es ist wichtig, den Kreislauf, in dem man sich in eine besorgniserregende Geschichte verfängt, aufzubrechen. Versuchen Sie es mit Meditation oder Achtsamkeitsübungen – es gibt eine Vielzahl von Apps, die geführte, oft nur wenige Minuten dauernde Meditationen anbieten. Auf Abonnementbasis ist Headspace ein guter Anfang.
- Neustart, um impulsive Entscheidungsfindung zu STOPPEN – Wann auch immer Sie ein starkes Verlangen haben und daran denken, nachzugeben, gewöhnen Sie es sich an, tief durchzuatmen, ihre Körperhaltung zu verändern – vielleicht stehen Sie auf – und laut “Nein, danke” zu sagen. Denken Sie an die langfristigen Konsequenzen einer jetzt vorschnell getroffenen Entscheidung. Ihr persönliches Bewusstsein während des Genesungsprozesses zu erhöhen ist essentiell, um alte Verhaltensweisen zu stoppen und neue, gesunde zu übernehmen.
- Gönnen Sie sich viel Ruhe – Wenn Sie gut ausgeruht sind, ist eine positive Geisteshaltung viel leichter.
- Genießen Sie die frische Luft und machen Sie regelmäßig moderaten Sport – Sport und frische Luft sind ein großartiges Werkzeug, um den Geist neu zu beleben und negative Denkprozesse zu durchbrechen.
- Essen Sie gesund – Wenn Sie sich adäquat ernähren, werden Ihr Körper und Ihr Geist darauf reagieren.
- Bleiben Sie sich treu – Es ist wichtig, dass Sie Ihre Vergangenheit nicht romantisieren. Konzentrieren Sie sich auf die guten Ergebnisse und darauf, wie viel besser Ihr Leben ist, nachdem sie clean, nüchtern oder frei von Schäden sind, die Ihnen andere zwanghafte Verhaltensweisen zugefügt haben.
- Umgeben Sie sich mit Menschen, die Sie unterstützen – Jetzt ist nicht die Zeit, den Kontakt zu alten Freunden zu suchen, die Sie während der Zeit Ihrer Abhängigkeit getroffen haben. Kommen Sie, wenn möglich, mit Menschen zusammen, die Sie unterstützen wollen und Ihnen bei Ihrer Genesung helfen.
- Geld – Wenn Zahltage der Moment waren, an dem Sie über die Stränge geschlagen sind, planen Sie im Voraus, wie Sie Ihr Geld nun ausgeben möchten. Wenn Geld zu haben einer Ihrer Trigger ist, legen Sie es auf ein Konto, das nur bei Kündigung Abhebungen erlaubt oder fragen Sie einen Menschen Ihres Vertrauens (der nicht nachgibt und Ihnen Geld gibt), Ihnen bei der Verwaltung Ihrer Finanzen zu helfen.
Suchtbehandlung bei CALDA
Bei CALDA wählen wir einen ganzheitlichen Ansatz zur Suchtbehandlung. Das Programm beinhaltet suchtspezifische Therapie, KBT, klinische Hypnose und EMDR (Eye Movement Desensitisation and Reprocessing), in Verbindung mit einer diätetischen Unterstützung, einer Mikronährstoffanalyse- und -ergänzung, Entgiftung und Darmreinigung.
CALDA’s gesamtes Therapiepaket zur Genesung von einer Suchterkrankung umfasst auch die Enaktive Traumatherapie. Der Behandlungsweg wird durch Alternativ- und Komplementärmedizin ergänzt.
Alle Programme sind darauf zugeschnitten, Sie in kürzester Zeit von Ihrem Suchtverhalten zu befreien. Unser umfassendes Behandlungsprogramm startet mit einer Entgiftung, um Ihren Körper von der Substanz zu entwöhnen. Dies geschieht in einer sicheren, medizinisch überwachten Umgebung. Das CALDA RODA-Programm bietet ein sicheres, bewährtes und Zeit sparendes Verfahren zur Opioid-Entgiftung unter Narkose in unserer Partnerklinik Privatklinik Bethanien. Dies ermöglicht eine komplette Entgiftung, wobei einige der möglichen schweren Entzugserscheinungen vermieden werden.
Unser einfühlsames Team von Suchtexperten konzentriert sich dann auf die personalisierte Verhaltensrehabilitation. Einer unserer Personal-Coaches wird Sie auch zu Hause eine Zeit lang begleiten und Ihnen Unterstützung geben, damit Sie sich im Alltag wieder zurechtfinden.
Unsere Kunden sind Selbstzahler, was die Grundlage für absolute Diskretion und Privatsphäre ist. Wenn Sie mehr erfahren möchten, setzen Sie sich bitte mit uns in Verbindung.
Quellenangaben
- Powledge T.M. 01Jul1999. Addiction and the brain: The dopamine pathway is helping researchers find their way through the addiction maze
- Wilsnack S.C. et al. 04Jan2015 Childhood sexual abuse and women’s substance abuse: national survey findings
- Garami J. et al. 23Mar2018. Examining Perceived Stress, Childhood Trauma and Interpersonal Trauma in Individuals With Drug Addiction