Selbstverletzung bei Borderline-Persönlichkeitsstörung verstehen

Self harming and treatment - CALDA Clinic
Author: Claudia M. Elsig, MD

Schätzungsweise 2 bis 6% der Allgemeinbevölkerung1 und 20% der stationär behandelten Psychiatriepatienten leiden an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS). 2 Erstaunliche 65 bis 80% dieser Menschen greifen zu einer Form von nichtsuizidaler Selbstverletzung (NSSV).3 Dieser Blog erklärt, wie es ist, mit dieser Erkrankung zu leben und analysiert, warum Selbstverletzung bei dieser komplexen Persönlichkeitsstörung so signifikant ist.

Was ist eine Borderline-Persönlichkeitsstörung?

Jeder Mensch hat eine Persönlichkeit. Bei einigen Menschen aber entwickeln sich Verhaltensmuster, die starr, unflexibel oder unangepasst sind. Borderline-Persönlichkeitsstörung – auch bekannt als emotional instabile Persönlichkeitsstörung (EIPS) – ist eine psychische Störung, die eine Person in ihrem Denken, Fühlen, Verhalten und im Umgang mit anderen Menschen beeinflusst. Menschen mit BPS sind nicht fähig, aus ihren Fehlern zu lernen (was grundlegend für eine “normale” psychologische Entwicklung ist).

Zu den Symptomen von BPS gehören emotionale Instabilität, Überempfindlichkeit bei Zurückweisung und ein impulsives, selbstzerstörerisches Verhalten. Menschen mit BPS können in kürzester Zeit extreme Stimmungsschwankungen durchlaufen und oftmals sind ihre zwischenmenschlichen Beziehungen intensiv, aber unbeständig.4

Häufig verspüren Personen mit BPS heftige und plötzliche Wut, Kummer, Scham, Panik und Schrecken, werden von Gefühlen wie Leere oder Einsamkeit erfasst. Für jemanden, der unter BPS leidet, fühlt sich alles instabil an. Dinge wie das Selbstverständnis, Ziele und sogar Vorlieben und Abneigungen können als verwirrend und unklar empfunden werden. Menschen mit BPS haben eine “starre und ungesunde Denkweise.”2

BPS geht oftmals einher mit einer Reihe von Begleiterkrankungen wie Gemüts- oder Angststörungen, Zwangsstörungen, Essstörungen, dissoziative, suchterzeugende, psychotische sowie somatoforme Störungen.5

Wie BPS das Leben eines Menschen beeinflusst

Mit BPS zu leben, bringt viele Herausforderungen mit sich, speziell was die zwischenmenschlichen Beziehungen anbelangt. Eine Person mit BPS empfindet starke Emotionen und ist nicht in der Lage, diese intensiven Gefühle zu regulieren. Diese Menschen können sich oft verärgert oder aufgewühlt fühlen. Sie reagieren häufig ungestüm, impulsiv und zeigen eine große Konfliktbereitschaft.

Die führende britische Hilfsorganisation für psychische Gesundheit, MIND, beschreibt BPS als Persönlichkeitsstörung mit sehr großem Einfluss auf das tägliche Leben. Eine Person mit BPS:

  • kann Angst haben, verlassen zu werden.
  • empfindet starke Emotionen, die von ein paar Stunden bis hin zu mehreren Tagen anhalten können.
  • besitzt ein geringes Selbstwertgefühl, das sich verändern kann, je nachdem, mit wem sie zusammen ist.
  • empfindet es als schwierig, Beziehungen zu knüpfen und aufrechtzuerhalten.
  • erlebt starke Gefühle der Leere.
  • handelt impulsiv, zum Beispiel in Form von Essattacken (Binge-Eating-Störung), Drogenkonsum oder riskantem Fahrverhalten.
  • verletzt sich selbst.
  • empfindet starke Wutgefühle, die nur schwer unter Kontrolle zu bekommen sind.
  • leidet unter Paranoia oder Dissoziation. 6

Was verursacht BPS?

BPS ist komplex und es gibt sehr viele verschiedene Ursachen, warum Menschen diese Persönlichkeitsstörung entwickeln. Gemeinhin aber liegt ein Kindheitstrauma zugrunde. Untersuchungen zeigen, dass Traumata während der Kindheit, eine psychische Erkrankung der Eltern und das Aufwachsen in armen Verhältnissen starke Vorläufer von BPS sind.5 Menschen, die in ihrer Kindheit sexuell, körperlich oder emotional missbraucht oder aber vernächlassigt oder misshandelt wurden, haben ein größeres Risiko zu erkranken. Auch eine Trennung der Eltern während der Kindheit erhöht die Risiken. Das bedeutet nicht, dass jeder, der diese genannten Erfahrungen macht, BPS entwickelt. Aber es kann den Ausschlag geben, der dies wahrscheinlicher macht.

Auch die genetische Veranlagung kann von Bedeutung sein. BPS trifft häufig in Familien auf. “Es gibt von Mal zu Mal mehr Hinweise auf eine Wechselwirkung zwischen Genen (z.B. FKBP5-Polymorphismus und CRHR2 Varianten) und der Umwelt (körperlicher und sexueller Missbrauch, emotionale Vernachlässigung). ”7

Die Dysregulation von chemischen Botenstoffen im Gehirn – speziell des Neurotransmitters Serotonin – wird ebenfalls mit verschiedenen psychopathologischen Störungen, inklusive BPS, in Verbindung gebracht.

Serotonin ist einer der wichtigsten Neurotransmitter für die psychische Gesundheit, seine optimale Regulation bestimmt eine normale Persönlichkeit und agiert als Stimmungsstabilisator.7 Untersuchungen haben gezeigt, dass eine veränderte serotonerge Aktivität mit verschiedenen Stimmungsstörungen in Verbindung steht.8

BPS entwickelt sich wahrscheinlich aufgrund einer Kombination dieser drei Faktoren: Kindheitstrauma, Genetik und Abweichungen bei Hirnbotenstoffen.

Warum verletzen sich Menschen mit BPS selbst?

Selbstverletzung gilt als allgegenwärtiges Problem bei verschiedenen psychischen Erkrankungen, aber sie ist insbesondere bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung vorherrschend. Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen mit BPS verglichen mit Selbstverletzern ohne BPS über häufigere, schwerere und vielschichtigere NSSI berichten.9 Bei Menschen mit BPS werden im Vergleich zudem vermehrte Suizidgedanken festgestellt.

Warum also verletzen sich Menschen mit BPS selbst?

Selbstzerstörerisches Verhalten ist oftmals der Weg, um Emotionen in den Griff zu bekommen oder Dissoziation zu reduzieren. In allen Fällen sind die wichtigsten Funktionen von Selbstverletzung (nicht nur BPS) “Affektregulierung, Anti-Dissoziation, Selbstbestrafung, zwischenmenschliche Beeinflussung, Anti-Suizid, zwischenmenschliche Grenzen und Sensationslust.”9

Bei BPS ist die Unfähigkeit, Gefühle zu regulieren, die wahrscheinlichste Verbindung zu selbstzerstörerischem Verhalten.9 Ein Mensch mit BPS nutzt selbstverletzendes Verhalten, um eine Art von Kontrolle zu verspüren.

Sebstverletzung bei BPS hat verschiedene Funktionen wie Regulation von Dysphorie (tiefe Unzufriedenheit und Unglücklichsein), Kommunizieren einer Notlage, Mittel zum Ausdruck von Gefühlen und ein Weg, um mit dissoziativen Zuständen umzugehen.9

Behandlung in CALDA

Persönlichkeitsstörungen, insbesondere BPS, sind tief verwurzelte Erkrankungen, die einer fachkundigen Behandlung bedürfen. Herkömmliche Behandlungen greifen oftmals auf eine Reihe psychotherapeutischer Verfahren sowie den Einsatz von Medikamenten zurück. Diese Art von Behandlung ist langwierig und häufig erfolglos oder mit Rückfällen durchzogen.

Das ganzheitlich ausgerichtete Therapieprogramm der CALDA Clinic ist äußerst erfolgreich bei der Behandlung von Persönlichkeitsstörungen. Die Einzeltherapie basierend auf dem CALDA Concept ist speziell auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten. Wir bedienen uns wissenschaftlich fundierter Methoden der klassischen Medizin und der Hypnotherapie in Kombination mit eigens erprobten Heilungsmethoden der Komplementärmedizin, der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) und der orthomolekularen Medizin. Aus unserer Erfahrung heraus können wir sagen, dass in kurzer Zeit beeindruckende Ergebnisse erzielt werden können – und das normalerweise ohne Vergabe von Medikamenten!

Setzen Sie sich mit uns in Verbindung und erfahren Sie mehr über unsere Behandlungsprogramme. Unsere Klientel ist Selbstzahler und Diskretion ist für uns von äußerster Wichtigkeit, damit Sie auf absolute Vertraulichkeit bauen können.

Quellenangaben

  1. Brickman, L.J. et al. (2014). The relationship between non-suicidal self-injury and borderline personality disorder symptoms in a college sample. Bord personal disord emot dysregul 1, 14.
  2. Chapman J. et al. (Jan. 2022). Borderline Personality Disorder. [Aktualisiert 25. Jan. 2022]. In: StatPearls [Internet].
  3. Brickman, L.J., Ammerman, B.A., Look, A.E. et al. (2014). The relationship between non-suicidal self-injury and borderline personality disorder symptoms in a college sample. Bord personal disord emot dysregul 1, 14.
  4. NHS Webseite. Symptoms – Borderline Personality Disorder [abgerufen am 11. April 2022].
  5. Bozzatello, P. et al. (Sept. 2021). The Role of Trauma in Early Onset Borderline Personality Disorder: A Biopsychosocial Perspective. Frontiers in Psychiatry. V12.
  6. MIND Webseite. Borderline Personality Disorder. [abgerufen am 11. April 2022].
  7. Hansenne, Michel & Pitchot, William & Ansseau, M. (2002). Serotonin, personality and borderline personality disorder. Acta Neuropsychiatrica. 14. 66 – 70.
  8. Lin, S. H., Lee, L. T., & Yang, Y. K. (2014). Serotonin and mental disorders: a concise review on molecular neuroimaging evidence. Clinical psychopharmacology and neuroscience: the official scientific journal of the Korean College of Neuropsychopharmacology, 12(3), 196–202.
  9. Colle, L. et al. (Mai 2020). Self-Harming and Sense of Agency in Patients With Borderline Personality Disorder. Frontiers in Psychiatry. V11.