Die Wahrheit über die psychische Gesundheit von CEOs

Truth about mental health of CEOs
Author: Claudia M. Elsig, MD

Eine von acht Personen weltweit lebt mit einer psychischen Störung.1 Die Prävalenz psychischer Erkrankungen ist unter CEOs deutlich höher, 49 Prozent von ihnen sind davon betroffen.2

Ein Blick hinter die Kulissen zeigt schnell, warum das so ist. Stress ist an der Führungsspitze exzessiv und unerbittlich, viele CEOs sind Workaholics. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage unter 2.400 CEOs ergab, dass alle unter Stress litten.3

Stress ist ganz klar ein bedeutender Faktor, aber die psychische Gesundheit von CEOs wird durch mehr beeinflusst als auf den ersten Blick ersichtlich. Dieser Blogeintrag erklärt einige der zugrunde liegenden Faktoren, die zu einer schlechten psychischen Gesundheit unserer globalen Führungskräfte beitragen. 

Stress und Burnout haben zugenommen

COVID-19 brachte zusätzlichen Druck auf die CEOs mit sich, die ihr Geschäft unter nie dagewesenen und herausfordernden Umständen führen mussten. Starke Führung wurde auf die Probe gestellt und jetzt hat Burnout unter Führungskräften zugenommen. Die Erschöpfung der zurückliegenden zwei Jahre macht sich bemerkbar.

Das International Institute of Management Development (IMD), eine private Wirtschaftshochschule in Lausanne (Schweiz), berichtet, CEOs hätten es versäumt, ihre Selbstfürsorge während der Pandemie zu managen. “CEOs waren schlichtweg nicht für den neuen Grad von VUCA (Volativität, Ungewissheit, Komplexität und Ambiguität) vorbereitet, der durch die Pandemie entstanden war. Unter diesen Bedingungen konnte man sich auf die sichere Gewissheit sorgfältig geplanter Geschäftsstrategien nicht mehr verlassen.”4

Marina Go, ehemalige Leiterin von Hearst Australia und nun Vorstandsmitglied einer Vielzahl lokaler und internationaler Unternehmen, erklärte: “Ich vergleiche es mit den Fluglinien, die für den Notfall darauf hinweisen, sich zunächst selbst mit einer Sauerstoffmaske zu versorgen und sich erst dann um andere zu kümmern. Bei den CEOs haben wir häufig gesehen, dass sie sich selbst die Maske nicht aufgesetzt haben.”4

CEOs waren darauf konzentriert, während der schwierigen Zeiten alle anderen über Wasser zu halten, waren aber nicht darauf vorbereitet, Hilfe für sich selbst zu suchen. Viele CEOs erkennen nicht einmal, dass sie ein Problem haben, bis sie einen Burnout erleiden.   

Forschungen des britischen Gesundheitsunternehmens BUPA ergaben, dass sechs von zehn Führungskräften und Vorstandsmitgliedern, die während der Pandemie unter einer psychischen Krankheit litten, auf ungesunde Bewältigungsmechanismen zurückgriffen wie Alkoholkonsum und Glücksspiele statt professionelle Hilfe zu suchen.5

Das Stigma der psychischen Gesundheit

Ein weiterer ausschlaggebender Punkt, der CEOs davon abhält, Hilfe zu suchen, ist die Tatsache, dass psychische Gesundheit noch immer sehr stark stigmatisiert wird. In höheren Führungskreisen kann das Eingeständnis einer psychischen Krankheit beschämend sein und wie ein persönliches Defizit erscheinen.

Es lastet ein großer Druck auf CEOs, “übermenschlich” zu wirken. Das Zugeständnis jeglicher Art von Verletzlichkeit wird von vielen aus der Führungsriege als Schwäche empfunden.  Dieser Druck beschränkt sich nicht allein auf das Geschäftsleben, sondern wird oftmals mit nach Hause und in die Familie hinein getragen. Der Wohlstand, der Status und der Erfolg der Familie sind gefährdet.

Die Ursachen psychischer Gesundheitsprobleme bei CEOs

Es ist belegt, dass CEOs anfälliger für psychische Erkrankungen sind.2 Eine kürzlich durchgeführte Befragung von 12.000 Personen aus elf Ländern zeigte, dass C-Level-Führungskräfte im Vergleich zu ihren Mitarbeitern mehr psychische Probleme hatten.6

Was also sind die Ursachen?

Pathologien und Persönlichkeiten von CEOs

Viele der reichsten und berühmtesten Unternehmer der Welt haben ihr Leben lang mit psychischen Erkrankungen zu kämpfen. Menschen, die es an die Spitze ihrer Berufssparte schaffen, tun dies oftmals wegen ihrer psychischen Probleme und nicht trotz dieser Probleme. 

Ein Beispiel ist Reddit-Mitbegründer, Aaron Swartz, der 2013 Suizid beging. Seine Geschichte handelt auch vom Umgang mit Depressionen. 

Elon Musk hat offen über seine psychische Gesundheit gesprochen und auf Twitter seinen Kampf mit Depressionen geteilt. Musk twitterte: “Die Realität besteht aus großen Höhepunkten, schrecklichen Tiefs und unerblittlichem Stress.”7

In seinen späten Lebensjahren litt Steve Jobs, der 2011 an Bauchspeicheldrüsenkrebs starb, an einer (wenn auch niemals offiziell diagnostizierten) zwanghaften Persönlichkeitsstörung (OCPD). Joshua Kendall, Autor von “America’s Obsessives: The Compulsive Energy That Built a Nation”, das ein Biopic über Jobs enthält, sagte, Jobs habe eine typische Zwangsstörung gehabt und “hin und wieder” an Anorexie gelitten. Man habe angenommen, dass dies seine Ursachen in der traumatischen Erfahrung, adoptiert worden zu sein, hatte.8

Kendall fand heraus, dass ein raues frühes Leben den von ihm analysierten Personen gemein war. Er stellte fest, dass ein zwanghaftes Verhalten Teil des Weges nach oben im Psychopathen-Kontinuum ist und resümierte: “Manchmal gelangt eine Person an die Spitze, eben weil sie ein wenig verrückt ist.”8

2015 befragten Dr. Michael A. Freeman et al. 242 Unternehmer und 93 demographisch passende Vergleichsteilnehmer.Sie fanden heraus:

  • Bei 72% der Unternehmer (und damit deutlich mehr als in der Vergleichsgruppe) gab es von ihnen selbst konstatierte psychische Gesundheitsprobleme
  • 49% der Unternehmer hatten im Laufe ihres Lebens eine oder mehr psychische Erkrankungen
  • 32% der Unternehmer hatten im Laufe ihres Lebens zwei oder mehr psychische Erkrankungen
  • 18% der Unternehmer hatten im Laufe ihres Lebens drei oder mehr psychische Erkrankungen
  • 23% der Unternehmer waren asymtomatische Mitglieder einer hochsymptomatischen Familie 

Verglichen mit der Kontrollgruppe berichteten die befragten Unternehmer spürbar häufiger über:

  • Depression (30% verglichen mit 15% in der Kontrollgruppe)
  • ADHD (29% verglichen mit 5% in der Kontrollgruppe)
  • Substanzgebrauchsstörungen (12% verglichen mit 4% in der Kontrollgruppe)
  • Bipolare Diagnose (11% verglichen mit 1% in der Kontrollgruppe)

Die Persönlichkeit ist Teil des Bildes. Narzissmus ist unter CEOs weit verbreitet. Narzisstische Persönlichkeiten tendieren dazu, ein überhöhtes Selbstwertgefühl zu haben, ein exzessives Bedürfnis nach Bewunderung, Verlangen nach Macht, Mangel an Empathie und Leichtigkeit, andere zu manipulieren. Narzissmus wird oft gemeinsam mit anderen psychischen Erkrankungen diagnostiziert wie Borderline, histrionischen und antisozialen Persönlichkeitsstörungen.

Narzissten werden besonders dazu angetrieben, schnell in führende Positionen zu gelangen. Ein narzisstischer CEO genießt es, im Rampenlicht zu stehen, ist selbstbewusst, charmant und kann “die Vision für das Unternehmen mutig zur Sprache bringen”.9

Der Druck, übermenschlich zu sein

Ein Unternehmen anzuführen, besonders bei der Bewältigung von Herausforderungen wie der Pandemie, ist mit dem Druck verbunden, “ruhig zu bleiben und weiter zu machen”. Jede/r im Unternehmen verlässt sich darauf, dass ein CEO konstant durch die Wogen steuert. 

Viele CEOs ignorieren die Warnzeichen für psychische Gesundheitsprobleme wie Angst, Schlaflosigkeit, Erschöpfung und so weiter. Stattdessen setzen sie auf ungesunde, schnell greifende Lösungen wie erhöhter Alkoholkonsum, Drogenmissbrauch, Glücksspiel und Selbstmedikation. Sie haben das Gefühl, dass es von enormer Wichtigkeit ist, ihre eigenen Probleme im Zaum zu halten. 

Der Druck, ein/e Hochleistungsträger/in zu sein, kommt oft aus den Familien. In einem Interview über Angst erzählte Richard Gelfond, CEO von IMAX, dem Männermagazin Esquire, wie er aufgewachsen ist: “Ich bin in den 1950er Jahren groß geworden und mein Vater war ein sehr harter, nicht sehr kommunikativer Mann. Die Botschaft an uns Kinder war: durchhalten und durchziehen.” Eine Einstellung, der Gelfond, der harte Zeiten durchgemacht hat, nicht zustimmt.10

CEOs sind sehr erfolgreich darin, Menschen und alle Aspekte ihres Unternehmens zu managen. Darum glauben sie, sie sollten ebenso erfolgreich ihre eigene psychische Gesundheit managen und kontrollieren können. 

Einsamkeit – es ist hart zu reden

Im Bestreben, einem “übermenschlichen” Image gerecht zu werden, ist es für CEOs schwer, sich auf die Hilfe anderer zu stützen. Es kann für Führungspersonen schwierig sein, einen Menschen des Vertrauens zu finden, mit dem sie über ihre Schwachstellen reden können. 

“Die Einsamkeit der Führungskräfte” ist ein anerkanntes Problem. Eine vor der Pandemie durchgeführte Untersuchung zeigte, dass 30% der Führungskräfte sich isoliert fühlten.11 Eine andere Befragung zeigte, dass bis die Hälfte aller CEOs in ihrer Position Gefühle von Einsamkeit haben.12

Bei einer Analyse der Wechselwirkung von Führung und Einsamkeit hat der klinische Psychologe, Ami Rokach, festgestellt, dass Führungskräfte (Erziehung, Staat, Unternehmen und Organisationen) unter Stress, Entfremdung, Einsamkeit und emotionalen Turbulenzen litten und dass diese Kombination zu Gesundheitsproblemen führen sowie negative Auswirkungen auf soziale und familiäre Beziehungen haben kann.13

Die Zukunft

Die gute Nachricht ist, dass die psychische Gesundheit in der Geschäftswelt auf die Agenda gehoben und nicht länger weggeschlossen und ignoriert wird. Da das psychische Wohlbefinden am Arbeitsplatz immer mehr Relevanz erhält und nicht mehr stigmatisiert wird, geht auch eine wachsende Zahl von CEOs mit gutem Beispiel voran und zeigt sich bereit, offen über ihre psychische Gesundheit zu sprechen und Hilfe zu suchen. 

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Quellenangaben:

  1. World Health Organization Fact Sheets. 8Jun2022. Mental Disorders.
  2. Freeman, M.A., Staudenmaier, P.J., Zisser, M.R. et al. 11May2018.The prevalence and co-occurrence of psychiatric conditions among entrepreneurs and their families. Small Bus Econ 53, 323–342 (2019)
  3. Transformative Conversations. 6May2018. The shocking truth about executive mental health.
  4. Wedell-Wedellsborg, M. 7Apr2022. CEOS need to manage their own mental health in times of crisis. The Knowledge Hub of IMD.
  5. BUPA Press Release. 19Nov2020. Business leaders self-medicating to cope with COVID-19 pressure.
  6. Bradbury, L. 7Oct2021. How CEOs and Leaders can Look After Their Own Mental Health. Serenity in Leadership.
  7. Singh, N. 10Oct2018. Entrepreneurs Who Battled Depression For Years. Entrepreneur Asia Pacific.
  8. Lallanilla, M. 16Aug2013. Obsession: The Dark Side of Steve Jobs’ Triumphs. LiveScience.
  9. Bililies, T. Beware The Narcissistic Leader. Chief Executive. [Accessed 19Sep2022]
  10. Parker, S. 30Jul2018. The CEO: “The Anxiety Was Overwhelming” [Interview with Richard Gelfond, CEO of IMAX in Esquire].
  11. Jonsson, N. 03Mar2022. Executive Loneliness and Mental Health. Podcast Crestcom
  12. Saporito, T J. 15Feb2012. It’s Time to Acknowledge CEO Loneliness. Harvard Business Review.
  13. Rokach, A. (2014). Leadership and Loneliness. Semantic Scholar.