Die Rolle von emotionaler Unterdrückung bei Traumata

The Role of Emotional Suppression in Trauma
Author: Claudia M. Elsig, MD

Gleich ob es sich um ein einzelnes, erschütterndes Erlebnis oder um eine über einen längeren Zeitraum bestehende Belastung handelt, Traumata können tiefe emotionale Narben hinterlassen. Um mit überwältigenden Gefühlen von Angst, Traurigkeit, Wut oder Hilflosigkeit klarzukommen, greifen Menschen häufig zu dem instinktiven Akt der Unterdrückung dieser Emotionen. 

Zu Emotionsunterdrückung, gleich ob bewusst oder unbewusst, gehört der Prozess der Unterdrückung überwältigender Gedanken und Gefühle. Ein Prozess, der oftmals als ein Bewältigungsmechanismus angesehen wird, zu dem Menschen in Reaktion auf traumatische Erlebnisse greifen. Auch wenn emotionale Unterdrückung vorübergehend Erleichterung verschafft und ein Gefühl der Kontrolle vermitteln kann, beeinträchtigt sie doch häufig das langfristige psychische Wohlbefinden und kann chronische Gesundheitsprobleme 1 auslösen.

Peter A. Levine, Psychotherapeut und Begründer des somatischen Erlebens, ist der Auffassung, dass die emotionale Unterdrückung eines Traumas zu einem ungelösten Trauma führt. In seinem Buch Healing Trauma (Trauma-Heilung) schreibt er: “Die Folgen eines nicht bewältigten Traumas können verheerend sein. Es kann sich auf unsere Gewohnheiten und unsere Einstellung zum Leben auswirken und zu Süchten und schlechten Entscheidungen führen. Es kann unser Familienleben und unsere zwischenmenschlichen Beziehungen strapazieren. Es kann echte körperliche Schmerzen, Symptome und Krankheiten auslösen. Und es kann zu einer Reihe von selbstzerstörerischen Verhaltensformen führen.” 2

Trauma verstehen: Arten und Auslöser

Ein Trauma, ein Begriff, der oftmals mit tiefem emotionalen Leid in Verbindung gebracht wird, präsentiert sich auf verschiedenste Weise, jedes mit seinen konkreten Auswirkungen auf das Leben und das Wohlbefinden eines Menschen. Im Kern stellt ein Trauma eine überwältigende Erfahrung dar, die die Fähigkeit eines Menschen, damit umzugehen, übersteigt und einen bleibenden Eindruck in der Psyche hinterlässt. 

Körperliche Traumata treten in Form von körperlichen Schäden oder Verletzungen durch einen Unfall, Stürze oder andere traumatische Unfälle auf. Die daraus resultierenden körperlichen Schmerzen, Narben und Einschränkungen können über das Körperliche hinausgehen, können sich auf den psychischen oder emotionalen Zustand einer Person auswirken und psychische Traumata auslösen.

Im Kopf verwurzelte, psychische Traumata 3 rühren häufig von emotional belastenden Ereignissen her wie etwa dem Miterleben von Gewalt, emotionalem Missbrauch oder Vernachlässigung, die Erfahrung einer Naturkatastrophe oder Opfer eines Missbrauchs zu sein. Diese Art von Trauma kann zu verschiedenen emotionalen und psychischen Symptomen führen, einschließlich Angstzuständen, Depressionen und posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS). Forschungen des National Institute of Health legen nahe, dass “Traumaüberlebende, die psychische Belastungen erfahren haben, in ihrem Verhalten bewusst den Ausdruck von Gefühlen unterdrücken”. 4

Die Bewusstmachung dieser gemeinsamen Ursachen ist ausschlaggebend, um die verschiedenen Formen traumatischer Erfahrungen zu verstehen, die Menschen erleiden können, und um zu begreifen, wie diese Erfahrungen zu emotionaler Unterdrückung als Bewältigungsmechanismus führen können. 

Unterscheidung zwischen emotionaler Unterdrückung und Regression

Emotionale Unterdrückung ist das bewusste Bemühen, den Ausdruck der eigenen Emotionen nach außen hin zu unterdrücken oder zu verhindern. Oftmals geschieht dies als Reaktion auf belastende oder überwältigende Gefühle. Das bedeutet, dass Menschen bewusst oder automatisch ihre emotionalen Reaktionen zurückhalten und ihre eigentlichen Gefühlszustände vor sich selbst oder vor anderen verbergen. 

Bewusste Emotionsunterdrückung geschieht in dem angestrengten Bemühen, unangenehme Gedanken, Gefühle oder Erinnerungen aus dem unmittelbaren Bewusstsein fernzuhalten. Dies wird auch als “shutting down” (abschalten) bezeichnet. In Reaktion auf überwältigende Gefühle greifen Menschen möglicherweise zu Aktivitäten wie Scrollen durchs Telefon oder sogenanntes Binge Watching (Serienmarathon) vor dem Fernseher, um sich auf diese Weise zu betäuben. Diese Ablenkungen – ein vorrübergehendes Entkommen – ermöglichen es, die Konfrontation mit unangenehmen Emotionen auf später zu verschieben. 

Regression wiederum, oftmals verwechselt mit Unterdrückung, ist ein “Akt der unterbewusssten Blockade unerwünschter Gedanken oder Impulse” 5 und dient häufig als Abwehrmechanismus gegen traumatische Erinnerungen oder Erfahrungen, die zu schmerzhaft sind, um sich ihnen zu stellen. In diesen Fällen realisieren es die Menschen womöglich gar nicht, dass sie ihre Gefühle blockieren, was es noch schwieriger macht, diesen Bewältigungsmechanismus bei der Traumaheilung zu identifizieren und anzugehen. 

Die Folgen emotionaler Unterdrückung

Je mehr Gefühle unterdrückt werden, umso schwerwiegender ist die Beeinträchtigung des psychischen Wohlbefindens. Studien 6 unterstreichen immer wieder, wie schädlich sich die Unterdrückung von Gefühlen auswirkt, und zeigen ein deutlich erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angstzustände und verschiedene Süchte.  

Menschen, die mit Traumata in Verbindung mit starken Emotionen zu kämpfen haben, betäuben sich oftmals durch verschiedene Arten von Unterdrückung, greifen manchmal zu Substanzen wie Drogen oder Alkohol. Diese Substanzen bieten eine vorübergehende Linderung, indem emotionale Schmerzen blockiert und ein kurzes Ausbrechen aus der Notlage ermöglicht werden. Im Laufe der Zeit aber kann der Rückgriff auf solche Substanzen in eine Abhängigkeit führen, da Menschen immer dann nach ihnen suchen, wenn Emotionen überwältigend oder scheinbar nicht mehr zu managen sind.  

Auch wenn nicht alle Traumaüberlebenden in eine Sucht abgleiten, zeigen Untersuchungen doch einen direkten Zusammenhang zwischen Trauma und Sucht. In der “National Survey of Adolescents” (Nationale Erhebung über Jugendliche) heißt es, “Heranwachsende, die körperlichen oder sexuellen Missbrauch/Übergriffe erfahren haben, berichteten dreimal häufiger über vergangenen oder aktuellen Substanzmissbrauch als Jugendliche, die kein Trauma erlebt hatten. In Umfragen unter Jugendlichen, die wegen Drogenmissbrauch behandelt wurden, hatten über 70 Prozent der Patienten eine Vorgeschichte mit traumatischen Belastungen”. 7

Das besorgniserregende Ergebnis über die Verwendung von Drogen zur Bewältigung von Emotionen ist die potentielle Entwicklung von schädlichen Kreisläufen aus Abhängigkeit und fortlaufender emotionaler Unterdrückung. Statt gesunde Bewältigungsmechanismen aufzubauen, können Menschen für die Emotionsregulation dauerhaft zu Drogen greifen. 

Emotionale Unterdrückung beschränkt sich jedoch nicht nur auf die psychische Gesundheit. Sie kann auch gefährliche Auswirkungen auf das körperliche Wohlbefinden haben, kann Schlafprobleme, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Autoimmunstörungen mit sich bringen. Eine langfristige Studie aus dem Jahr 2013 kommt zu dem alarmierenden Ergebnis, dass “emotionale Unterdrückung das Risiko, frühzeitig zu sterben, erhöhen kann, einschließlich des Todes durch Krebs”. 8

Neben den schädlichen Folgen für die psychische und die körperliche Gesundheit stört emotionale Unterdrückung auch den Heilungsprozess in Folge eines Traumas erheblich. Die Fähigkeit, echte Gefühle zu erkennen, auszudrücken und zu verarbeiten ist bei der Traumaverarbeitung von entscheidender Bedeutung. Die Unterdrückung von Gefühlen jedoch verhindert diesen entscheidenden Schritt zur Heilung. 

Gesunde Alternativen für die Bewältigung von emotionaler Unterdrückung bei Traumata

Gesunde Alternativen, um emotionale Unterdrückung zu bewältigen, können zur Traumaheilung führen, indem Gefühle erkannt und konstruktiv mit ihnen umgegangen wird. 

Im Folgenden einige dieser Strategien und Alternativen:

  • Achtsamkeit, Meditation und Atemtechniken: Diese Praktiken lehren Menschen, mit ihren Gefühlen präsent zu sein, ohne sie zu bewerten. Achtsamkeit und Meditation können helfen, das emotionale Bewusstsein zu erhöhen und den Impuls, Gefühle zu unterdrücken, zu reduzieren. Währenddessen können tiefe Atemübungen hilfreich sein, um das Nervensystem zu beruhigen und die physiologische Stressreaktion zu mindern. 
  • Tagebuch führen: Ein Tagebuch zu führen, ermöglicht es Menschen, ihre Gefühle zu formulieren und zu Papier zu bringen. Es ist ein privater und therapeutischer Weg, um aufgestaute Gefühle freizusetzen und Einblicke in emotionale Muster zu gewinnen. 
  • Kreativer Ausdruck: Die Beschäftigung mit kreativen Aktivitäten wie Kunst, Musik oder Schreiben kann ein Ventil für Gefühle sein. Etwas Sinnvolles zu schaffen, kann ein guter Weg sein, um Gefühle zu verarbeiten und darüber zu sprechen. 
  • Körperliche Aktivität: Regelmäßige Bewegung hat positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Körperliche Aktivitäten setzen Endorphine frei, die die Stimmung heben und den Stress reduzieren können. 
  • Unterstützende Beziehungen: Gefühle mit vertrauten Freunden, mit Familienmitgliedern oder Selbsthilfegruppen auszutauschen, kann therapeutisch wirken. Mit jemandem zu sprechen, dem man vertraut, kann Bestätigung und Trost spenden.
  • Selbstmitgefühl: Selbstmitgefühl zu praktizieren bedeutet, sich selbst mit Freundlichkeit und Verständnis zu begegnen. Statt Selbstkritik lernen Menschen, sich selbst die gleiche Unterstützung und Empathie zukommen zu lassen, die sie auch einem Freund entgegenbringen würden.
  • Suche nach professioneller Hilfe: Wenn die emotionale Unterdrückung zur erheblichen Belastung wird, sollte man überlegen, einen Psychologen zu Rate zu ziehen, der eine fachbezogene Beratung, Therapie und Behandlungsmöglichkeiten anbieten kann. 

Die Bewältigungsstrategien variieren von Person zu Person, und was am besten funktioniert, mag von den persönlichen Vorlieben und Bedürfnissen abhängen. Von zentraler Bedeutung ist, dass die Verarbeitung und der Umgang mit unterdrückten Emotionen ein allgemeines psychisches Wohlbefinden schafft und speziell bei der Traumaheilung effektiv ist. 

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Quellenangaben:

Online-Zugriff im September 2023

  1. CALDA Clinic, September 2023 The Physical Consequences of Burying Emotions 
  2. Pyschalive.org It’s Not Your Fault, Overcoming Trauma
  3. Medical News Today, Juni 2020 What is trauma? What to know
  4. National Library of Medicine, Dezember 2013 Expressive Inhibition Following Interpersonal Trauma: An Analysis of Reported Function
  5. VeryWellMind, März 2023 What is Repression?
  6. International Journal of Psychotherapy Practice and Research, 2019 Consequences of Repression of Emotion: Physical Health, Mental Health and General Well Being
  7. National Library of Medicine, Dezember 2020 Substance use, childhood traumatic experience, and Posttraumatic Stress Disorder in an urban civilian population
  8. National Institute of Health, August 2013 Emotion Suppression and Mortality Risk Over a 12-Year Follow-up