Author: Claudia M. Elsig, MD
Vergrabene Gefühle können Ihre Gesundheit gefährden
Emotionen spielen eine zentrale Rolle für unser allgemeines Wohlbefinden. Dennoch begehen viele von uns den Fehler, diese Gefühle tief in unserem Inneren zu verbergen. Es ist ein Bewältigungsmechanismus, den wir nutzen, wenn wir uns überwältigenden Gefühlen, Stress oder Traumata ausgesetzt sehen. Dabei erkennen wir möglicherweise nicht, dass ein Unterdrücken dieser Emotionen tiefgreifende und oftmals unerkannte Folgen für unsere körperliche Gesundheit haben kann.
Eine umsichtige Untersuchung dieses sensiblen Gleichgewichts zwischen unserem emotionalen und unserem körperlichen Selbst legt offen, wie wichtig es ist, unsere vergrabenen Gefühle nicht nur anzuerkennen und anzusprechen, sondern ihnen auch auf gesunde Weise Ausdruck zu verleihen.
Emotionen und die Verbindung zwischen Geist und Körper
Können unsere Gefühle uns krank machen? Bislang hat die Wissenschaft keine zwingenden Beweise dafür, dass unterdrückte Emotionen krank machen können. Zum Beispiel verursachen Depressionen keinen Krebs und von unterdrückter Wut bekommt man kein Fieber. Dennoch gibt es klare Zusammenhänge zwischen emotionaler Unterdrückung und einem schwächeren Immunsystem, was wiederum zu Krankheit führen und die Symptome vieler Erkrankungen verschlimmern kann.1
Untersuchungen der American Psychological Association haben gezeigt, dass “es vorwiegend psychologischer und nicht körperlicher Stress ist, der die Stressreaktion chronisch genügend aktiviert, um Krankheiten nach sich zu ziehen. Die Macht rein psychologischer Zustände, um die stressbedingte Physiologie zu verändern, bedeutet auch, dass Gedanken und Emotionen uns krank machen können”.2
Stressreaktion und verborgene Emotionen
Die Stressreaktion des menschlichen Körpers soll uns dabei helfen, Bedrohungen und Herausforderungen zu bewältigen. Wenn wir mit einer stressigen Situation konfrontiert werden, gleich ob sie körperlicher, emotionaler oder psychologischer Art ist, wird unsere körpereigene “Kampf oder Flucht”-Reaktion ausgelöst. Die Reaktion setzt Stresshormone frei, flutet unseren Körper mit Cortisol und Adrenalin, bereitet uns darauf vor, der empfundenen Bedrohung entweder entgegenzutreten (Kampf) oder ihr zu entfliehen (Flucht). Während die “Kampf oder Flucht”-Reaktion in Notlagen überlebenswichtig ist, wird es problematisch, wenn unsere Stressreaktion aufgrund von unterdrückten Emotionen dauerhaft aktiviert ist.
Wenn wir Gefühle unterdrücken, halten wir unsere Stressreaktion ungewollt in einem chronischen Aktivierungszustand. Ungelöste emotionale Wirren werden zu einem dauerhaften Stressor und unser Körper bleibt in höchster Alarmbereitschaft. Der anhaltende Stress kann zu einer Vielzahl körperlicher Gesundheitsprobleme führen.
Dan Brannan, M.D., erklärt, dass “vor allem die emotionale und die mentale Gesundheit direkt mit der körperlichen Gesundheit verbunden sind. Unterdrückter Ärger oder negative Gefühle können in Zusammenhang stehen mit einem höheren Risiko für Dinge wie: Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Infektionen und allgemeine Schmerzen”.3
Auswirkungen auf das Immunsystem
Unser Immunsystem schützt uns vor Viren, Bakterien und anderen Eindringlingen. Was jedoch oftmals unterschätzt wird, ist der tiefgreifende Einfluss unseres emotionalen Wohlbefindens auf seine Funktionsfähigkeit. Emotionale Unterdrückung kann letztendlich die Abwehrkräfte unseres Immunsystems schwächen und körperliche Folgen haben.4
Über die Zeit hinweg können diese verborgenen Gefühle chronisch werden und zu anhaltenden Stressreaktionen führen. Wenn der Körper sich in einem konstanten Stresszustand befindet, werden übermäßige Mengen des Stresshormons Cortisol ausgeschüttet, das wiederum im Laufe der Zeit die Aktivität der Immunzellen behindert und die Fähigkeit unseres Körpers schwächt, gegen eine Krankheit anzukämpfen. Chronischer emotionaler Stress, der oftmals mit der Unterdrückung von Gefühlen einhergeht, wird häufig mit einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen sowie Heilungsverzögerungen in Zusammenhang gebracht. Auf der anderen Seite kann positives emotionales Wohlbefinden, einschließlich des Ausdrucks und der Verarbeitung von Emotionen, die Immunantwort verbessern.5
Psychosomatische Symptome und verborgene Gefühle
Geist und Körper sind eng miteinander verbunden und dies wird besonders deutlich, wenn sich unausgesprochene Emotionen auf unser körperliches Wohlbefinden auswirken. Vergrabene Emotionen können als stille Antreiber von psychosomatischen Symptomen agieren, wobei sich emotionale Nöte als reale körperliche Beschwerden manifestieren. Beispielsweise können chronische Angstzustände, ungelöste Trauer oder anhaltender Stress oftmals zu einer Vielzahl von psychosomatischen Erkrankungen wie Spannungskopfschmerz, Reizdarmsyndrom (RDS), Fibromyalgie und sogar Hauterkrankungen wie Ekzemen führen.6
Wissenschaftliche Untersuchungen haben stringente Beweise für diesen Zusammenhang erbracht und diese Erkrankungen sind ein greifbarer Beweis für die starke Verbindung zwischen Körper und Geist.
Um psychosomatische Symptome effektiv angehen zu können, ist es entscheidend, den Zusammenhang zwischen Emotionen und körperlicher Gesundheit zu begreifen.
Chronische Erkrankungen und emotionale Unterdrückung
Wenn wir Emotionen konstant unterdrücken, setzen wir uns selbst einem ständigen Zustand der psychischen und körperlichen Anspannung aus. Jüngste Untersuchungen haben die Auswirkungen von emotionaler Unterdrückung und den Zusammenhang mit chronischen Gesundheitsproblemen aufgedeckt. Studien des National Institute of Health belegen, dass “Emotionsregulation, also das Erleben, Verarbeiten und Regulieren emotionaler Reaktionen, erforderlich ist, um emotionale Stressoren, die bei Patienten mit chronischen Erkrankungen häufig vorkommen, in den Griff zu bekommen. Überwältigende emotionale Anforderungen brauchen die Ressourcen auf, die bei chronischen Erkrankungen für die tägliche Selbstfürsorge gebraucht werden, und tragen so zu schlechteren gesundheitlichen Ergebnissen bei”.7
Diese Studien haben gezeigt, dass nicht behandelte emotionale Nöte die Prognosen für Menschen mit chronischer Erkrankung deutlich verschlechtern können. Sie unterstreichen die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Gesundheitspflege und heben auch hervor, wie wichtig es ist, sich neben der körperlichen Gesundheit ebenfalls um das emotionale Wohlbefinden zu kümmern.
Bewältigungsmechanismen und gesunder emotionaler Ausdruck: Die Bedeutung eines ganzheitlichen Wohlbefindens für unser Leben
Emotionen, gleich ob vergraben oder nicht, sind ein integraler Bestandteil der menschlichen Erfahrung. Gesunde Bewältigungsmechanismen können ein konstruktives Ventil im Umgang mit solchen Emotionen sein, anstatt sie weiterhin zu unterdrücken und unter den Folgen zu leiden. Dieser Lernprozess hilft uns, die Herausforderungen des Lebens zu bewältigen und ebnet den Weg für unser allgemeines Wohlbefinden. Doch wie gelangen wir dorthin?
Eine der Strategien ist die forschungsbasierte Achtsamkeitsmeditation – die Anerkennung unserer Emotionen ohne jegliche Bewertung, wodurch die Selbstwahrnehmung und die Emotionsregulation gefördert werden.
Margaret Cullen, geprüfte Lehrerin für achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (Mindfulness-Based Stress Reduction – MBSR) und achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie (Mindfulness-Based Cognitive Therapy – MBCT), stellte fest, dass achtsamkeitsbasierte Interventionen (MBI) von großem Nutzen für ihre Klienten waren, darunter viele, die unter stressbedingten Krankheiten litten. Ihre Erkenntnisse zeigten, dass Menschen, die MBI praktizierten, und zwar von “Green Berets (Anm.: Soldaten einer Spezialeinheit der US-Armee) über Polizeiveteranen bis hin zu Neurochirurgen”, allesamt “besser schliefen, zufriedener mit ihrem Job waren, engere Beziehungen zu Kollegen knüpften und Kopfschmerzen reduzierten”. Cullen lehrte ihre Klienten, ihre herausfordernden Emotionen wie Ärger oder Angst aufzuspüren und sie sowohl kognitiv als auch instinktiv zu erforschen und so “eine erhöhte Toleranz – und eine reduzierte Störung – für das normale Fließen (flow) dieser sich konstant verändernden Phänomene zu schaffen”.8
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen fortlaufend den Nutzen dieser oder anderer Strategien wie Therapie, regelmäßige Bewegung, gesunde und ausgewogene Ernährung sowie die empfohlene Menge an Schlaf.9
Achtsamkeitsübungen zum Beispiel werden mit einer Reduzierung des Stressniveaus und einem verbesserten emotionalen Wohlbefinden in Verbindung gebracht. Mit der Einbindung gesunder Bewältigungsmechanismen und dem Annehmen von herausforderndem, emotionalen Ausdruck ist es möglich, einen Zustand des emotionalen Wohlbefindens zu erreichen. Und das führt letztlich zu einem gesünderen und glücklicheren Leben.
Die CALDA Clinic ist da, um zu helfen
Die CALDA Clinic ist auf die Behandlung von Traumata spezialisiert, um Ihnen zu helfen, verschüttete Emotionen zu überwinden. Emotionen, die Sie daran hindern, Ihr wahres Potenzial zu nutzen und das gesündestmögliche Leben zu führen. Wenn Sie mit körperlichen Folgen unterdrückter Gefühle kämpfen, ist es an der Zeit, die Ursachen dafür anzugehen. Effektive Emotionsregulation ist für die Bewältigung und das Funktionieren im täglichen Leben unerlässlich, und die CALDA Clinic kann Sie auf diesem Weg aktiv begleiten.
Die CALDA Clinic bietet einen Weg zur Genesung in einem privaten, luxuriösen Rehabilitationszentrum, in dem ein auf Ihre speziellen Bedürfnisse zugeschnittenes Konzept auf Sie wartet. Unser Team aus Psychiatern, Psychologen und Therapeuten wird gewährleisten, dass Sie die beste Betreuung und den besten Service erhalten.
Kontaktieren Sie uns für ein Vorgespräch und erfahren Sie mehr darüber, wie wir Ihnen am besten auf Ihrem Weg zu einem gesünderen Leben helfen können.
Quellenangaben:
- Healthline, März 2020 Let It Out: Dealing with Repressed Emotions. [Online: abgerufen am 5. September 2023]
- American Psychological Association, 2007. Stress, Stress-Related Disease, and Emotional Regulation. [Online: abgerufen am 5. September 2023]
- Web MD, Oktober 2021 What to Know About Repressed Emotion. [Online: abgerufen am 5. September 2023]
- International Journal of Psychotherapy Practice and Research, Februar 2019. Consequences of Repression of Emotion: Physical Health, Mental Health and General Well Being. [Online: abgerufen am 5. September 2023]
- Immunol Allergy Clinic North America, Februar 2012. The Impact of Psychological Stress on Wound Healing: Methods and Mechanisms. [Online: abgerufen am 5. September 2023]
- Psychology Today, Januar 2022 5 Symptoms of Repressed Anger. [Online: abgerufen am 5. September 2023]
- Research and Theory for Nursing Practice, Januar 2017. Emotion Regulation in Chronic Disease Populations: An Integrative Review. [Online: abgerufen am 6. September 2023]
- Greater Good Magazine of Berkley Edu, Januar 2020. How to Regulate Your Emotions Without Suppressing Them. [Online: abgerufen am 6. September 2023]
- Centers for Disease Control, November 2021 Coping With Stress. [Online: abgerufen am 6. September 2023]