Author: Claudia M. Elsig, MD
Bessel A. van der Kolk, Gründer des Trauma Center in Brookline (Massachusetts/USA), wird häufig aus seinem 2014 erschienenen Bestseller The Body Keeps the Score: Brain, Mind and Body in the Healing of Trauma wie folgt zitiert: “Solange Sie Geheimnisse haben und Informationen unterdrücken, stehen Sie grundsätzlich auf Kriegsfuß mit sich selbst… Das Entscheidende ist, dass Sie sich selbst erlauben, zu wissen, was Sie wissen. Dazu bedarf es einer gehörigen Portion Mut.”(1)
Unterdrückte Emotionen sind Gefühle, die Personen absichtlich vermeiden, weil sie unsicher sind, wie sie mit ihnen umgehen sollen. Obwohl diese Emotionen ein natürlicher Teil der menschlichen Erfahrungen sind, kann es sein, dass wir sie unterdrücken oder ignorieren, was wiederum zu psychischen Gesundheitsproblemen, chronischem Schmerz oder Spannungen im Körper führen kann.
Laut der im Praxisjahr befindlichen klinischen Psychologin, Victoria Tarratt, kann “die Unterdrückung Ihrer Emotionen, gleich ob es Wut, Traurigkeit, Trauer oder Frustration ist, zu körperlichen Belastungen führen. Gleich welche Kernemotion zugrunde liegt, die Wirkung ist dieselbe”. (2)
In diesem Blogeintrag erörtern wir die Bedeutung einer Therapie, um negative unterdrückte Emotionen durch eine Kombination aus Techniken und Ansätzen aufzudecken, freizulegen und zu verarbeiten.
Die Schaffung eines sicheren Raums für Emotionen
Der erste entscheidende Schritt, um unterdrückte Emotionen aufzudecken, ist es, ein sicheres und angenehmes Umfeld für den Ausdruck von Gefühlen zu schaffen und zu erhalten. Dieser fundamentale erste Schritt gibt der Person das Gefühl, gehört und bestätigt zu werden, was ihr helfen kann, negative Emotionen freizulegen und Probleme, die sie belasten, zu verarbeiten.
Hinzukommt, dass diese sichere und unterstützende Umgebung der Person den Raum bietet, um sich auf herausfordernde Emotionen einzulassen und alle zugrundeliegenden Probleme anzugehen, die unter Umständen zu ihrem emotionalen und körperlichen Unbehagen beitragen. Gleichzeitig fühlt sie sich anerkannt und sicher.
Achtsamkeit, Körperwahrnehmung und Yoga
Wenn es darum geht, unterdrückte Gefühle freizulegen, sind Achtsamkeit und Körperwahrnehmung zwei starke Werkzeuge, die ungemein hilfreich sein können. Achtsamkeit (Mindfulness) bedeutet, präsent zu sein und sich komplett auf den Moment einzulassen, ohne zu urteilen oder sich ablenken zu lassen. Körperwahrnehmung ist die Fähigkeit, sich auf körperliche Empfindungen und Erfahrungen einzulassen und sich ihrer bewusster zu werden.
Viele Menschen tendieren dazu, ihre Gefühle zu intellektualisieren oder zu rationalisieren, anstatt sie tatsächlich auf körperlicher Ebene zu erleben. Das kann zu einer Entkopplung von Geist und Körper führen, die es schwierig macht, emotionalen Schmerz vollkommen zu verarbeiten und loszulassen.
Achtsamkeitsübungen wie Meditation und tiefe Atemübungen zeigen, wie man den Geist beruhigen kann und empfänglicher für körperliche Empfindungen wird. Das wiederum trägt dazu bei, besseren Zugang zu unterdrückten Emotionen zu bekommen und sie zu verarbeiten. Menschen, die lernen, bei unangenehmen Gefühlen präsent zu sein und bewusst mit ihnen umzugehen statt sie zu vermeiden, zu betäuben oder zu unterdrücken, können beginnen, diese Emotionen zu verarbeiten und loszulassen. Das führt zu mehr Heilung und Wohlbefinden.(3)
Auch Yoga kann ein starkes Werkzeug für die Entwicklung von Körperwahrnehmung und zur Aufdeckung unterdrückter Emotionen sein. Yoga beinhaltet eine Kombination aus Körperhaltungen, Atemübungen und Meditation, was der Person helfen kann, sich mit ihrem Körper zu verbinden und sich körperlichen und geistigen Empfindungen bewusster zu werden.
Yoga kann besonders für jene hilfreich sein, die mit Angstzuständen, Depression oder anderen psychischen Gesundheitsproblemen kämpfen, die körperliche Spannungen und Unwohlsein auslösen können. Yogapraktizierende lösen diese Spannungen und verbinden sich auf einer tieferen Ebene mit ihrem Körper, was ihnen hilft, unterdrückte Emotionen effektiver zu erreichen und zu verarbeiten.(4)
Durch die Entwicklung eines höheren Körperbewusstseins im jeweiligen Moment, ist es möglich, körperlichen und psychischen Schmerz zu verarbeiten und loszulassen, was zu emotionaler Heilung und Glück führt.
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
Die kognitive Verhaltenstherapie ist eine weithin anerkannte Therapieform, die als “Goldstandard” auf dem Gebiet gilt und wegen ihrer hohen Wirksamkeit anerkannt ist. (5)
KVT basiert auf der Idee, dass Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen miteinander verbunden sind, und dass durch die Veränderung von negativen Denkmustern und Verhaltensweisen das emotionale Wohlsein verbessert werden kann. KVT-Psychologe David D. Burns sagt in seinem Buch Feeling Good: The New Mood Therapy, dass “eines der grundlegenden Merkmale der kognitiven Therapie ist, dass sie sich hartnäckig weigert, an Ihr Gefühl der Wertlosigkeit zu glauben”.(6)
Während KVT-Sitzungen arbeitet der Therapeut eng mit der Person zusammen, um negative Gedanken und Überzeugungen, die emotionalen Stress verursachen können, zu identifizieren und infrage zu stellen. Dabei können verschiedene Techniken zum Einsatz kommen wie etwa Gedankenaufzeichnungen, die helfen diese Gedanken zu erkennen und in eine positivere und realistischere Richtung zu bringen.
KVT hebt auch die Bedeutung von Verhaltensänderungen hervor wie das Stecken von Zielen und die Teilname an Aktivitäten, die gesunde Emotionen und Erfahrungen fördern. Unter Anleitung des Therapeuten entwickelt die Person einen Plan, um diese Veränderungen anzugehen und ihre Ziele zu erreichen.
Die Therapie hilft dem Menschen nicht nur dabei, negative Emotionen zu verarbeiten, KVT hat sich auch als wirksame Behandlungsform für eine Vielzahl von psychischen Erkrankungen einschließlich Depression, Angststörungen und posttraumatische Belastungsstörungen erwiesen. Mit ihrem evidenzbasierten Ansatz und dem Fokus auf praktischen Lösungen ist KVT eine beliebte und effektive Therapieform für jene, die danach streben, ihr emotionales Wohlbefinden zu verbessern, unterdrückte Emotionen aufzudecken und ihre angestrebten Lebensziele zu verwirklichen.(7)
EMDR-Therapie – Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung
Die EMDR-Therapie (Eye Movement Desensitization and Reprocessing), seinerzeit von Francine Shapiro (8) entwickelt, ist eine Form der Psychotherapie zur Verarbeitung von traumatischen Erfahrungen und damit verbundener unterdrückter und ungelöster Emotionen. Ursprünglich wurde sie entwickelt, um posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) zu behandeln, heute aber wird sie auch zur Behandlung einer Vielzahl von psychischen Erkrankungen einschließlich Angstzustände, Depression und Sucht angewendet.
Während einer EMDR-Therapiesitzung leitet der Therapeut den Klienten an, sich ein traumatisches Ereignis oder eine schmerzhafte Erinnerung ins Gedächtnis zu rufen und dabei spezifische Augenbewegungen oder andere Formen der bilateralen Stimulation wie Klopfen oder Hörtöne durchzuführen. Diese Augenbewegungen sind dazu gedacht, die natürlichen Fähigkeiten des Gehirns zur Verarbeitung und Integration von Information zu stimulieren, was wiederum zur Lösung von belastenden Gefühlen und Gedanken in Verbindung mit dem traumatischen Ereignis führt(9).
Die EMDR-Therapie kann speziell bei der Aufdeckung und Verarbeitung von unterdrückten Emotionen in Zusammenhang mit traumatischen Erfahrungen hilfreich sein. Eine Person, die ein Trauma erfahren hat, ignoriert oder betäubt ihre Emotionen oftmals, um so mit den überwältigenden Gefühlen, die mit dieser Erfahrung verbunden werden, klar zu kommen.(10) Dies kann jedoch zu langfristigen emotionalen Schwierigkeiten führen und sogar zur Entwicklung von psychischen Erkrankungen beitragen.
Die Verarbeitung traumatischer Erfahrungen und der damit verbundenen Emotionen durch EMDR kann helfen, adaptivere Bewältigungsmechanismen zu entwickeln und Entlastung von der mit dem Trauma verbundenen emotionalen Belastung zu finden. EMDR hilft, unterdrückte Emotionen zu verstehen und zu verarbeiten, führt zur Verbesserung des emotionalen Wohlbefindens und einem größeren Kontrollgefühl über die Situationen des täglichen Lebens.
Klinische Hypnose
Klinische Hypnose, eine seit über einem Jahrhundert weithin praktizierte Technik, hat zunehmende Anerkennung bei der Behandlung von verschiedenen psychischen und körperlichen Erkrankungen erfahren.(11) Bei dieser Praxis wird eine Person in einen Zustand der tiefen Entspannung und fokusierten Aufmerksamkeit versetzt und somit empfänglicher für Suggestionen.
Eine der vorrangigen Vorteile von Hypnose ist ihre Fähigkeit, dabei zu helfen, unterdrückte Emotionen aufzudecken und negative Denkmuster und Verhaltensweisen zu überwinden. Während der Hypnose kann der Therapeut neue Denk- und Verhaltenswege suggerieren, um frühere Erfahrungen in ein positiveres Licht zu rücken.
Diese Technik wird oft in Zusammenhang mit anderen Therapieformen eingesetzt, um Angstzustände, Depression, chronischen Schmerz und eine Vielzahl anderer psychischer und emotionaler Probleme zu bewältigen.
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Quellenangaben:
- Bessel A. van der Kolk, September 2014 The Body Keeps the Score: Brain, Mind and Body in the Healing of Trauma [Online: abgerufen am 18. April 2023]
- HFC Health Agenda for Mental Health, August 2022. “Can Always Staying Positive be Bad for Our Health?” [Online: abgerufen am 18. April 2023]
- National Center for Complementary and Integrative Health, Juni 2022 “Meditation and Mindfulness: What You Need To Know” [Online: abgerufen am 18. April 2023]
- National Library of Medicine, Januar 2011 “Effect of integrated yogic practices on positive and negative emotions in healthy adults” [Online: abgerufen am 18. April 2023]
- Harvard Health Publishing, 1. März 2023 “Anxiety Overload” [Online: abgerufen am 18. April 2023]
- David D. Burns, 1980, Feeling Good: The New Mood Therapy S.54 Academia.edu
- American Psychological Association (APA), Juli 2017 “What is Cognitive Behavioral Therapy” [Online: abgerufen am 18. April 2023]
- Journal of Neurology & Neuromedicine, 8. März 2019 “Scientific Evaluation of EMDR Psychotherapy for the Treatment of Psychological Trauma Summary: Scientific evaluation of EMDR psychotherapy” [Online: abgerufen am 19. April 2023]
- Scientific American, 1. August 2012 “EMDR: Taking a Closer Look” [Online: abgerufen am 19. April 2023]
- Pyschotherapy.net, David Bullard 2014 Bessel van der Kolk on Trauma, Development and Healing [Online: abgerufen am 19. April 2023]
- Taylor and Francis Online Journal, 13. März 2023 “Current Practices, Experiences, and Views in Clinical Hypnosis: Findings of an International Survey” [Online: abgerufen am 22. April 2023]