Author: Claudia M. Elsig, MD
Die Ankunft eines Babys ist ein Ereignis, das das Leben aller Eltern verändert. Sich an die Elternschaft anzupassen, gleich ob für das erste Kind oder nachfolgende, ist eine aufregende und freudige Zeit. Doch es gibt auch viele Herausforderungen in den ersten Tagen der Elternschaft, die zusätzliche Belastungen für die Beziehung bedeuten können. Und manchmal können unerwartete Gefühle aufkommen.
Depressionen nach der Geburt sind weitaus verbreiteter als man glauben mag. Wenn wir von postnataler Depression sprechen, neigen wir allerdings dazu, dies auf die Frau zu beschränken. Untersuchungen zeigen jedoch, dass rund einer von zehn Männern während der ersten Jahre der Elternschaft ebenfalls mit seiner psychischen Gesundheit zu kämpfen hat.1
Viele Fälle von postnataler Depression bei Männern werden nicht erfasst und die tatsächliche Zahl liegt wahrscheinlich wesentlich höher. Männer leiden viel zu oft im Stillen; bei anderen Schätzungen wird die Prävalenz von postnataler Depression bei Männer bei einem von vier angesiedelt!3
Es gibt viele Untersuchungen über die Ursachen und Folgen von postnataler Depression bei Frauen4, bei Männern aber mangelt es noch an dem Verständnis dafür. Dieser Blogeintrag erklärt die Auswirkungen einer Geburt auf die psychische Gesundheit von Männern.
Was ist Baby-Blues?
Viele Mütter bekommen Baby-Blues für einen kurzen Zeitraum in den Wochen nach der Geburt. In dieser Zeit gibt es einen spürbaren Abfall der Hormone Östradiol, Progesteron und Prolaktin. 4 Niedergeschlagenheit und leichte depressive Symptome sind die Folge dieser plötzlichen hormonellen und chemischen Veränderungen im Körper.
Diese leichten depressiven Symptome sind gemeinhin als “Baby Blues” bekannt. Die Symptome treten typischerweise zwei bis drei Tage nach der Geburt auf, erreichen in den darauffolgenden Tagen ihren Höhepunkt und gehen dann zurück, um innerhalb von zwei Wochen nach Beginn von selbst wieder zu verschwinden.
Zu den Symptomen gehören Traurigkeit, Weinen, Erschöpfung, Reizbarkeit, Angst, Schlaflosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Sensibilität und Stimmungsschwankungen.
Was ist postnatale Depression und können auch Männer darunter leiden?
Baby-Blues ist selbstbegrenzend, hat eine direkte körperliche Ursache und die Symptome sind relativ mild. Wenn Mütter einen länger anhaltenden und schwereren depressiven Zustand durchlaufen, ist von einer postnatalen Depression die Rede. Normalerweise geht sie einher mit einer anhaltend depressiven Stimmung und ist mehr als sich nur etwas niedergedrückt fühlen. Väter und Partner können ebenfalls unter dieser Erkrankung leiden (auch bekannt als postpartale Depression (PPD) oder väterliche Depression).
Depression nach der Ankunft eines neuen Babys kann aus einer Kombination von Faktoren heraus entstehen und die Symptome reichen von leicht und relativ kurz andauernd bis hin zu lang und schwer. In extremen Fällen mag sich eine Person so sehr überlastet fühlen, dass sie nicht mehr in der Lage ist, sich um sich selbst oder um ihr Baby zu kümmern. Sie kann sogar psychotische Episoden durchlaufen. Wenngleich postpartale Psychosen bei Männern extrem selten sind, ist dies möglich.5
Eine postnatale Depression kann jederzeit in dem ersten Jahr nach der Geburt des Babys auftreten, aber die Prävalenz ist am höchsten, wenn das Baby 3 bis 6 Monate alt ist. Interessanterweise – und vielleicht ein Grund, warum diese Krankheit bei Männern weniger gemeldet wird –, entwickelt sich PPD bei Männern im Verlauf eines Jahres nach der Geburt langsamer und schrittweise.2
Was sind die Ursachen für eine postnatale Depression bei Männern?
Es gibt zahlreiche Studien über die postpartale Depression (PPD) bei Frauen, wesentlich weniger aber ist über diese Erkrankung bei Männern bekannt. Ärztliche Befragungen und Nachgeburtsbegleitung tendieren dazu, sich auf das Wohlergehen der Mutter zu konzentrieren.
Schlafentzug, neue Verantwortungen und ein Mangel an “Zeit für mich” – all dies kann negative Auswirkungen auf die emotionale und mentale Gesundheit haben, und zwar sowohl bei frischgebackenen Müttern als auch bei Vätern.
Die Gründe, warum sich Väter oder Partner nach der Geburt eines Kindes depressiv fühlen können, sind oft die gleichen wie bei der Mutter. Dazu gehören:
- negative Geburtserfahrung
- Schlafmangel (ein gestörter zirkadianer Rhythmus)
- überwältigendes Verantwortungsbewusstsein
- Schwierigkeiten, eine Bindung zum Baby aufzubauen
- erhebliche Veränderungen bei Routine und Lebensstil
- Beziehungsstress
- finanzieller Druck
- Wiederkehren eines Kindheitstraumas
Darüber hinaus gibt es andere Gründe, die spezifisch Männer betreffen. Ein Mann ist anfälliger für depressive Gefühle, wenn seine Partnerin unter einer postnatalen Depression leidet. Studien zeigen, dass rund 50% der Männer, bei deren Partner eine postpartale Depression diagnostiziert wurde, selbst auch eine Depression entwickeln.6
Als weitere mögliche ursächliche Faktoren für eine postnatale Depression bei Männern heben Untersuchungen eine vorangegangene Depression, Ehekonflikte und eine unerwünschte Schwangerschaft hervor.7
Überraschenderweise erleben nicht nur Frauen nach der Geburt hormonelle Veränderungen. Kim und Swain versichern, dass auch ein Vater hormonelle Veränderungen während der Schwangerschaft und mehrere Monate nach der Geburt des Kindes erfahren kann.2
Untersuchungen zeigen, dass frischgebackene Väter einen Anstieg bei den Hormonen Östrogen, Oxytocin, Prolaktin und Glukokortikoiden erleben.8
Was sind die Risikofaktoren für eine postnatale Depression bei Männern?
Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren, die eine postnatale väterliche Depression wahrscheinlicher machen. Als Trigger für depressive Episoden gelten ein mangelndes Netz an sozialer Unterstützung, Schwierigkeiten, sich an den veränderten Lebensstil anzupassen, Veränderungen in der Ehe/Partnerschaft und das Gefühl, von der Mutter-Baby-Bindung ausgeschlossen zu sein.
Männer, die einflussreiche Positionen im Berufsleben bekleiden, können als frischgebackener Vater Gefühle der Unzulänglichkeit haben.
Eine traumatische Geburtserfahrung kann ebenfalls Angst und psychische Gesundheitsprobleme bei Männern auslösen. In einigen Fällen kann dies zu einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) führen. Ein Mann kann sich hoffnungslos fühlen, wenn die Geburt eines Kindes nicht planmäßig verläuft. Selbst bei unkomplizierten Geburten kann ein Partner sich hilflos fühlen, wenn er mitansehen muss, wie der andere Schmerzen erleidet – speziell, wenn es sich um etwas handelt, das er nicht “beheben” kann.
Die hohe Komorbität von postpartaler väterlicher Depession mit anderen psychiatrischen Störungen, besonders mit Angstzuständen und Zwangsstörungen (OCD), wurde ebenfalls belegt.2 Eine Studie mit 356 Vätern zeigte, dass die Wahrscheinlichkeit, eine postnatale Depression zu entwickeln, um 30 bis 100 Prozent stieg, wenn Angstgefühle vorlagen.9
Was sind die Symptome einer postnatalen Depression bei Männern?
Viele Symptome postnataler Depression bei Männern ähneln Symptomen anderer Arten von Depression. Gemeinhin gehören folgende Symptome dazu:
- Angst, Verwirrung und Gefühle der Hoffnungslosigkeit sowie Unsicherheit mit Blick auf die Zukunft
- Rückzug aus Familienleben, Arbeit und gesellschaftlichen Situationen
- Gefühl der Traurigkeit, Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit
- Schuldgefühle, weil man sich nicht glücklich fühlt
- Unentschlossenheit
- Apathie
- Frustration, Reizbarkeit und Wut
- Eheprobleme
- Partnergewalt
- negatives Elternverhalten
- Alkohol- und Drogenkonsum
- Schlaflosigkeit
- körperliche Symptome wie Verdauungsstörungen, Veränderungen bei Appetit und Gewicht, Durchfall, Erkältung, Kopfschmerzen und Übelkeit
Die Auswirkungen väterlicher Depression auf das Kind
Genau wie bei Müttern kann auch eine Depression bei Vätern erhebliche Auswirkungen auf das Kind (oder die Kinder) haben. Zunehmend gibt es Nachweise, dass väterliche Depression ein Hauptrisikofaktor für Schwierigkeiten im Leben des Kindes ist. Ein depressiver Elternteil geht weniger auf sein Kind ein und kann unangebrachtes Elternverhalten zeigen, sowohl in Form von Vernachlässigung als auch Hypervigilanz (erhöhte Wachsamkeit).
Die Elternschaft kann in einem breiten Spektrum schwanken – von Vernachlässigung mit anschließenden Schuldgefühlen bis hin zu Überengagement. Es mangelt an Sensibilität für die Signale des Kindes.
Eine Studie mit 22.000 Kindern aus Zwei-Eltern-Haushalten hat gezeigt, dass väterliche Depression die Risiken für emotionale Probleme beim Kind erhöht.10
Welche Behandlung gibt es für postnatale Depression bei Vätern?
Wenn es bei Männern zu einer postnatalen Depression kommt, ist es für sie schwieriger, sich einzugestehen, dass es ein Problem gibt, und das wiederum kann es schwieriger für sie machen, Zugang zu einer Behandlung zu finden. Für einen Mann kann das Eingeständnis, an postnataler Depression zu leiden, sich wie ein Versagen anfühlen und ist in vielen Kreisen ein Tabuthema.
Die gute Nachricht ist, dass postnatale Depression behandelbar ist. Aber es ist ein spezifischer Prozess für jeden. Psychotherapie ist sehr effektiv, aber jeder Fall muss sein eigenes Behandlungsprotokoll haben.
Bei CALDA können wir Väter behandeln, die unter postnataler Depression leiden. Unsere hochindividualisierten Programme basieren auf einer umfassenden und detaillierten Diagnose. Für die Zustandsbestimmung führen wir eine detaillierte klinisch-chemikalische Analyse durch. Wir behandeln die Ursachen, nicht die Symptome.
Personalisierte Behandlungspläne werden von unserem Expertenteam ausgearbeitet, darunter spezialisierte Therapeuten, weltweit führende Psychiater und erfahrene Ernährungswissenschaftler.
Wir widmen unsere gesamte Expertise und unsere Zeit nur jeweils einem Kunden. Unsere Kunden sind Selbstzahler, was absolute Verschwiegenheit ermöglicht und garantiert. Die Kunden sind in luxuriösen und sehr privaten Unterkünften untergebracht, blicken auf den See von Zürich und sind umgeben von einem ruhigen und eleganten Ambiente, in dem sie sich zu Hause fühlen können. Wir bieten einen Premium-Rundum-Service, inklusive Butler, Koch, Chauffeur und Limousine.
Wir kümmen uns um alles, damit Sie schnell heilen, an Ihren Platz in Ihrer Familie zurückkehren und die Vaterschaft genießen können. Wenn Sie Fragen haben, freuen wir uns jederzeit, Ihnen helfen zu können. Kontaktieren Sie uns ganz einfach.
Quellenangaben:
- National Childbirth Trust. Feb2018. Viewed 14 July 2022. Postnatal depression in dads: 10 things you should know.
- Kim P, Swain JE. Feb 2007. Sad dads: paternal postpartum depression. Psychiatry (Edgmont).;4(2):35-47.
- O’Hara, Michael & Swain, Annette. 2009. Rates and Risk of Postpartum Depression-a Meta-Analysis. International Review of Psychiatry. 8. 37-54.
- Balaram K, Marwaha R. Jan 2022. Postpartum Blues. [Updated 9 Mar 2022]
- Shahani L. 8 May 2012. A father with postpartum psychosis. BMJ Case Rep: bcr1120115176.
- Carberg, J (Medically fact checked by Langdon, K). Postpartum Depression Statistics. Postpartumdepression.org
- Scarff JR. 1 May 2019. Postpartum Depression in Men. Innovations in Clinical Neuroscience; 16(5-6):11-14.
- Gholipour, B. 14 Jun 2014. 5 Ways Fatherhood Changes a Man’s Brain. Website: livescience.com [accessed 16 July 2022]
- Matthey S, Barnett B, Howie P, Kavanagh DJ. Apr 2003. Diagnosing postpartum depression in mothers and fathers: whatever happened to anxiety? J Affect Disord. 74(2):139-47.
- Weitzman, M. Rosenthal, D.G. Ying-Hua, L. Dec 2011. Paternal Depressive Symptoms and Child Behavioral or Emotional Problems in the United States. Pediatrics 128 (6): 1126–1134.